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Deutschland muss in die Baubranche investieren

Der Bausektor in Deutschland braucht dringend zusätzliche Investitionen. Wenn mehr Geld in die Branche fließt, hätte das auch positive Effekte auf die Gesamtwirtschaft, wie das IW anhand einer Modellrechnung ermittelt hat.

Kernaussagen in Kürze:
  • Um den Wohnungsbedarf zu befriedigen, die marode Infrastruktur zu sanieren und die Klimaschutzziele zu erreichen, braucht Deutschland im Idealfall bis zum Jahr 2030 zusätzliche Bauinvestitionen in Höhe von gut 720 Milliarden Euro.
  • Diese Summe ist allerdings aufgrund von Haushaltsbeschränkungen und Schuldenregeln utopisch. Realistisch machbar wäre eine Summe von 340 Milliarden Euro bis 2030.
  • Würden die zusätzlichen, realistisch erreichbaren Investitionen umgesetzt, wäre der Kapitalstock um gut 115 Milliarden Euro größer, private Investitionen und Konsum würden ebenfalls angekurbelt.
Zur detaillierten Fassung

Deutschland muss investieren. Besonders die Baubranche braucht mehr finanzielle Mittel – aus drei Gründen: Erstens wächst die Bevölkerung in Deutschland, daher benötigen mehr Menschen eine Wohnung (siehe „Wohnungsmangel: Deutschland baut zu wenig“). Zweitens gilt es, den erheblichen öffentlichen Sanierungsstau in der Infrastruktur aufzuholen, damit Deutschland ein attraktiver und wettbewerbsfähiger Wirtschaftsstandort bleibt (siehe „Deutschland braucht Investitionen von 600 Milliarden Euro“). Und drittens gibt es ambitionierte Klimaschutzziele in diesem Sektor: Der Gebäudebestand hierzulande soll bis 2045 klimaneutral sein – laut Schätzungen verschiedener Institute muss die bisherige jährliche Sanierungsrate dafür um 50 bis 100 Prozent gesteigert werden.

Die Politik muss mehr Bauland ausweisen, das Personal in Bauämtern aufstocken sowie Planungs- und Genehmigungsverfahren digitalisieren und beschleunigen.

Wie viele zusätzliche Mittel in der Baubranche genau nötig sind, hat nun das IW berechnet:

Um den Wohnungsbedarf zu befriedigen, die marode Infrastruktur zu sanieren und die Klimaschutzziele zu erreichen, braucht Deutschland im Idealfall bis zum Jahr 2030 zusätzliche Bauinvestitionen in Höhe von gut 720 Milliarden Euro.

Diese Summe ist allerdings aufgrund von Haushaltsbeschränkungen und Schuldenregeln utopisch. Realistisch machbar wäre ein jährliches Plus der Bauinvestitionen zwischen 2025 und 2030 von 10 Prozent. Das wären in der Summe gut 340 Milliarden Euro bis 2030.

Die positiven Effekte dieser Mehrausgaben haben die IW-Wissenschaftler mithilfe des Global Economic Model von Oxford Economics im Vergleich zu einem Basisszenario ohne den zusätzlichen Investitionsimpuls berechnet. Das Ergebnis (Grafik):

Werden die zusätzlichen, realistisch erreichbaren Investitionen umgesetzt, läge das reale BIP in Deutschland im Jahr 2030 fast 31 Milliarden Euro höher als im Basisszenario – eine Zunahme von rund 1 Prozent.

Das IW hat ausgehend von einem Basisszenario für die Bauwirtschaft errechnet, wie sich eine zusätzliche, realistisch erreichbare Investitionssumme von 340 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 auswirken würde. Um so viele Milliarden Euro würden in diesem Fall die gesamtwirtschaftlichen Indikatoren steigen. Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Der Kapitalstock wäre um gut 115 Milliarden Euro größer, private Investitionen und Konsum würden ebenfalls angekurbelt. Besonders die großen Effekte auf den Kapitalstock würden auch die Produktivität steigern und so die deutsche Wirtschaft mittelfristig stärken.

Um diese Investitionen möglich zu machen, muss die Politik handeln. So sollte die Regierung unter anderem – vor allem im Umland von Großstädten – mehr Bauland ausweisen, das Personal in Bauämtern aufstocken sowie Planungs- und Genehmigungsverfahren digitalisieren und damit beschleunigen.

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