Entgeltfortzahlung Lesezeit 2 Min.

Immer höhere Kosten durch krankgeschriebene Mitarbeiter

In den vergangenen Jahren haben die Unternehmen in Deutschland immer mehr Geld für krankgeschriebene Mitarbeiter gezahlt. Das liegt nicht nur an den gestiegenen Löhnen.

Kernaussagen in Kürze:
  • Im Jahr 2023 gaben Arbeitgeber in Deutschland geschätzt 76,7 Milliarden Euro für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall aus – so viel wie nie zuvor.
  • Zwei Gründe dafür sind die steigenden Gehälter und Beschäftigtenzahlen.
  • Die Arbeitnehmer sind aber auch häufiger krank als früher: 2010 waren es im Durchschnitt rund 13 Tage, 2022 fast 23 Tage.
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Wenn Mitarbeiter erkranken, wirkt sich das nicht nur auf die betrieblichen Abläufe aus, sondern auch auf die Arbeitskosten. Schließlich bekommen die Beschäftigten in den ersten sechs Krankheitswochen ihr Gehalt wie gehabt vom Arbeitgeber, der für sie auch weiter seinen Anteil in die Sozialversicherungen einzahlt. Erst danach springt die Krankenkasse mit dem Krankengeld ein und zahlt 70 Prozent des Bruttoverdienstes. Diese Regelung geht für die Betriebe ins Geld (Grafik):

Im Jahr 2023 gaben Arbeitgeber in Deutschland geschätzt 76,7 Milliarden Euro für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall aus – so viel wie nie zuvor.

So viele Milliarden Euro wendeten Arbeitgeber in Deutschland für die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall auf Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Seit 2010 haben sich die Kosten damit mehr als verdoppelt. Für den Kostenanstieg gibt es eine Reihe von Gründen, drei sind entscheidend:

Gehaltsentwicklung. Die Bruttoentgelte steigen nominal mit jeder Lohnrunde. Je höher das Gehalt, desto höher sind auch die Kosten für die Entgeltfortzahlung bei krankheitsbedingten Fehlzeiten.

Beschäftigungsentwicklung. In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von Jahr zu Jahr gestiegen. Deshalb haben immer mehr Menschen ein Anrecht auf die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall.

Krankenstand. 2010 war ein Arbeitnehmer im Durchschnitt 13,2 Tage im Jahr krankgeschrieben, 2022 waren es 22,6 Tage. Dass die Arbeitnehmer häufiger krank sind als früher, liegt an verschiedenen Faktoren. Mediziner weisen zum Beispiel darauf hin, dass die Bevölkerungsimmunität gegen Atemwegserkrankungen während der Coronapandemie gesunken ist.

Arbeitgeber in Deutschland bezahlten 2023 die Rekordsumme von geschätzt fast 77 Milliarden Euro für krankgeschriebene Beschäftigte.

Der demografische Wandel spielt ebenfalls eine Rolle. In alternden Belegschaften ist beispielsweise damit zu rechnen, dass verstärkt Muskel- und Skeletterkrankungen auftreten, die zu längeren Arbeitsausfällen führen. Denn typischerweise leiden ältere Beschäftigte häufiger an „Rücken“ und Co. 2022 entfiel bereits rund ein Fünftel aller Krankheitstage auf solche Erkrankungen.

Auch die Krankheitsursachen verändern sich: Der Anteil der psychischen Erkrankungen an allen Arbeitsunfähigkeitstagen hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen und lag 2022 schon bei rund 15 Prozent. Gleichzeitig verursachen diese Erkrankungen die längsten Fehlzeiten je Fall, im Schnitt etwa 40 Tage.

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