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Nachhaltiger Umgang mit IT-Geräten noch ausbaufähig

Laptops, Smartphones und andere elektronische Geräte sind heutzutage unverzichtbar für die Wirtschaft. Viele Unternehmen besitzen große Mengen an Technik. Wenn es darum geht, IT-Geräte zu beschaffen, kaufen sie meistens noch Neugeräte. Einige Unternehmen bedienen sich aber schon auf dem Secondhand-Markt oder mieten die Technik.

Kernaussagen in Kürze:
  • 90 Prozent der Unternehmen in Deutschland kaufen IT-Geräte als Neuware. Immerhin drei von zehn Unternehmen decken ihren Bedarf aber auch mit gebrauchten Smartphones und Laptops.
  • Für mehr als die Hälfte der Unternehmen kommt der Einkauf von Gebrauchtgeräten aufgrund von Qualitätsbedenken nicht infrage.
  • Nachhaltige Geschäftsmodelle müssen bekannter werden, um Vorbehalte in Bezug auf Datensicherheit oder Qualität gebrauchter IT-Geräte abzubauen und die Vorteile wie geringere Kosten hervorzuheben.
Zur detaillierten Fassung

Um das große Potenzial des nachhaltigen Wirtschaftens im Bereich der Informationstechnologie zu erkennen, reichen wenige Zahlen: In deutschen Unternehmen gibt es laut einer aktuellen IW-Umfrage hochgerechnet etwa 59 Millionen Laptops, rund 51 Millionen Smartphones und ungefähr 5 Millionen Digitalkameras.

Indem sie die Geräte möglichst lange nutzen, können Unternehmen ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Das kann geschehen, indem die Firmen gebrauchte Geräte kaufen, auf Miet- und Sharingmodelle zurückgreifen oder defekte Geräte reparieren, anstatt sie zu entsorgen. Wenn die Technik nicht mehr zu verwenden ist, sollte sie ins Recycling gehen, damit keines der teils seltenen Materialien verloren geht.

Um herauszufinden, wie es um den Markt für zirkuläre Geschäftsmodelle im Bereich der IT-Geräte bestellt ist, haben sich unter der Führung des Beratungsunternehmens Circularity zahlreiche Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft – darunter das IW – für das Projekt „UNDRESS Circularity“ zusammengetan. Die Wissenschaftler des IW befragten im Juni 2024 in diesem Rahmen 200 Unternehmen in Deutschland zu ihrem Umgang mit IT-Geräten (Grafik):

90 Prozent der Unternehmen kaufen IT-Geräte als Neuware. Immerhin drei von zehn Unternehmen decken ihren Bedarf aber auch mit gebrauchten Smartphones und Laptops.

So viel Prozent der Unternehmen in Deutschland besorgen sich auf diesen Wegen ihre Hardware Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Das Mieten ist in diesem Bereich noch nicht allzu verbreitet. Nur jede zehnte Firma greift bei Smartphones und Laptops darauf zurück. Leasing spielt eine noch geringere Rolle.

Trotz der vorhandenen Akzeptanz von Secondhand-Ware als Beschaffungsoption gibt es bisher allerdings wenige Gebrauchtgeräte in den Unternehmen: Nur jeweils etwa 7 Prozent aller Smartphones und aller Laptops stammen dort aus zweiter Hand.

Der Markt für zirkuläre Geschäftsmodelle im Bereich der IT-Geräte ist ausbaufähig. Wenn es darum geht, IT-Geräte zu beschaffen, setzen die meisten Unternehmen noch auf Neuware.

Warum setzen die Firmen noch so häufig auf Neuware? Die Studie zeigt, dass für die Unternehmen vor allem neben der direkten Verfügbarkeit Flexibilität beim Einkauf und die Datensicherheit Gründe sind, neue Geräte anzuschaffen.

Für mehr als die Hälfte der Unternehmen kommt der Einkauf von Gebrauchtgeräten aufgrund von Qualitätsbedenken nicht infrage, 41 Prozent unterlassen dies aufgrund unzureichender Wartungs- und Serviceangebote.

Hinzu kommt, dass jeweils etwa drei von zehn Unternehmen bislang keine passenden Anbieter für Gebrauchtgeräte oder für Mietangebote kennen.

Für Betriebe, die auch auf gebrauchte Geräte setzen, sind dagegen sowohl der Nachhaltigkeitsaspekt als auch der Preis entscheidende Argumente für diesen Beschaffungsweg.

Kaputte Technik wird in der Regel entsorgt

Doch nicht nur der Einkauf ist für Unternehmen wichtig, auch die Lebensdauer der Geräte spielt – nicht zuletzt aus finanzieller Sicht – eine große Rolle. Defekte Geräte geben die Unternehmen oft direkt ab, wie die Befragung zeigt (Grafik):

Fast drei Viertel der Unternehmen geben an, dass kaputte Smartphones und Laptops in der Regel entsorgt und zum Recycling gebracht werden. Bei Digitalkameras tun dies drei von fünf Unternehmen.

So viel Prozent der Unternehmen in Deutschland gehen so mit defekten IT-Geräten um Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Gleichzeitig zeigt sich aber, dass häufig Reparaturdienste beauftragt werden, um die Lebensdauer von IT-Geräten zu verlängern. Solche externen Angebote nutzt mehr als jedes zweite Unternehmen bei Smartphones und Digitalkameras – bei Laptops ist dies sogar etwas häufiger (62 Prozent) der Fall. Intern reparieren etwa 17 Prozent der Unternehmen ihre Smartphones und Digitalkameras, Laptops macht jede dritte Firma selbst wieder fit.

Wege in eine bessere IT-Kreislaufwirtschaft

Aufgrund des eingangs beschriebenen großen Volumens an IT-Geräten in Unternehmen gibt es somit in diesem Bereich viel Potenzial für Anbieter, die auf zirkuläre Geschäftsmodelle setzen, also IT-Geräte gebraucht verkaufen, ausleihen oder reparieren. Allerdings müssen diese Modelle noch vor allem bei Verantwortlichen für IT-Geräte in Unternehmen bekannter werden. Hier könnte eine gemeinsame Kommunikationskampagne verschiedener Anbieter hilfreich sein, um Vorbehalte in Bezug auf Datensicherheit oder Qualität abzubauen und die Vorteile wie geringere Kosten oder mehr Nachhaltigkeit hervorzuheben.

Zudem muss die Akzeptanz für Gebrauchtgeräte weiter wachsen. Das kann dann gelingen, wenn Qualitätsprobleme der Secondhand-Geräte verringert werden und sie in ausreichenden Mengen verfügbar sind. Da 60 Prozent der Betriebe aktuell noch ausrangierte Laptops und Smartphones als Back-up in der Schublade oder im Lager behalten, gilt es, diese Geräte wieder in den Kreislauf für eine weitere Nutzung zu bringen. Ein zuverlässig großes und flexibles Angebot an Gebrauchtgeräten ist letztlich essenziell, um deren Attraktivität insbesondere für Firmenkunden, die potenziell große Mengen davon beziehen könnten, zu erhöhen.

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