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Pharmaunternehmen setzen auf Forschung und Patente

Die Patentaktivitäten der pharmazeutischen Industrie in Deutschland konzentrieren sich auf regionale Cluster. Um diese Innovationsstandorte zu stärken und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, muss die Bundesregierung ihre Pharmastrategie konsequent weiterverfolgen.

Kernaussagen in Kürze:
  • Die pharmazeutisch tätigen Unternehmen in Deutschland konzentrieren sich auf einige regionale Cluster – das erklärt auch, warum mehr als 90 Prozent der zuletzt angemeldeten Patente in diesem Bereich von Erfindern aus nur sechs Bundesländern kamen.
  • Von allen Standorten ragt Hessen hervor – die dort angesiedelten Pharmafirmen haben von 2017 bis 2021 mehr als 8 Prozent aller in diesem Bundesland registrierten Patentanmeldungen beigesteuert.
  • Im internationalen Patentwettbewerb hat die deutsche Pharmasparte allerdings an Boden verloren. Umso wichtiger ist es, dass die Bundesregierung ihre Pharmastrategie konsequent umsetzt.
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Mehr als 7,9 Milliarden Euro haben die Unternehmen der Pharmaindustrie in Deutschland im Jahr 2021 aufgewendet, um neue Technologien, Arzneimittel und Wirkstoffe zu entwickeln. Der Anteil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben am Umsatz betrug fast 12 Prozent und war damit mehr als doppelt so hoch wie im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt (gut 5 Prozent). Das liegt nahe, ist es doch ein wesentliches Ziel der deutschen Pharmabranche, die Möglichkeiten zur Behandlung von Krankheiten immer weiter zu verbessern.

Die damit befassten Unternehmen in Deutschland konzentrieren sich auf wenige, eng vernetzte Regionen – das schlägt sich auch in den Patentanmeldungen nieder, wie die IW-Patentdatenbank zeigt (Grafik):

Von den insgesamt 4.341 Patenten, die pharmazeutisch tätige Unternehmen von 2017 bis 2021 angemeldet haben, ließen sich mehr als 90 Prozent Erfindern mit Wohnsitz in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz oder Berlin zuordnen.

So viele Patente haben pharmazeutisch tätige Unternehmen in den Jahren 2017 bis 2021 angemeldet Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Die größte Bedeutung für die Patentaktivität hat ein historisch gewachsenes Pharmacluster, welches von den Regionen rund um Frankfurt und Darmstadt bis hinein nach Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz reicht.

Von den 4.341 Patenten, die deutsche Pharmaunternehmen von 2017 bis 2021 angemeldet haben, ließen sich mehr als 90 Prozent Erfindern mit Wohnsitz in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz oder Berlin zuordnen.

Schaut man auf die Bundesländer im Einzelnen, ragt ein Standort hervor:

Die pharmazeutischen Unternehmen in Hessen haben von 2017 bis 2021 mit 1.093 Patenten mehr als 8 Prozent aller in diesem Bundesland registrierten Anmeldungen beigesteuert.

Auch in Rheinland-Pfalz ist die Pharmaindustrie ein wichtiger Innovationsmotor – 7 Prozent aller Patentanmeldungen mit Erfindersitz in diesem Bundesland entfielen im Betrachtungszeitraum auf pharmazeutisch tätige Unternehmen. Angesichts der führenden Rolle, die rheinland-pfälzische Pharmafirmen in der Impfstoffentwicklung eingenommen haben, könnte das Bundesland im Patentranking weiter aufsteigen.

In Baden-Württemberg und Bayern lag der Anteil der Patente aus der Pharmaindustrie an allen Anmeldungen zuletzt jeweils nur bei etwa 1 Prozent. Dabei gehören diese Länder zu den vier patentstärksten Pharmastandorten Deutschlands. Der geringe Anteil resultiert also vielmehr daraus, dass Unternehmen anderer Branchen dort überdurchschnittlich patentaktiv sind – etwa aus der Automobilindustrie.

Ungeachtet dieser positiven Befunde hat die deutsche Pharmasparte im internationalen Patentwettbewerb zuletzt an Boden verloren:

Im Jahr 2017 stammten mehr als 9 Prozent der weltweiten Patentanmeldungen im pharmazeutischen Bereich von Erfindern in Deutschland – 2021 betrug der Anteil nur noch 7 Prozent.

Die USA bauten derweil ihre dominierende Stellung aus – ihr Anteil an den globalen Pharma-Patentanmeldungen stieg von gut 35 auf 38 Prozent.

Die Bedeutung der Pharmastrategie

Ein Problem Deutschlands ist, dass Ergebnisse der Grundlagenforschung zu selten in klinische Studien münden, aus denen dann patentreife Medikamente hervorgehen könnten. Immerhin setzt die im vergangenen Jahr von der Bundesregierung beschlossene Pharmastrategie wichtige Anreize, damit sich das ändert. So will die Politik unter anderem den Weg zu mehr und schnelleren klinischen Studien ebnen – zum Beispiel durch Musterverträge und verkürzte Genehmigungsfristen. Außerdem sieht die Strategie vor, Innovations- und Forschungsprojekte stärker zu fördern – etwa durch Steueranreize. Wichtig ist jetzt, dass die Bundesregierung all diese Vorhaben schnell und konsequent umsetzt.

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