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Private Hochschulen: Wo Unternehmen deren Stärken sehen

Immer mehr Menschen in Deutschland entscheiden sich für ein Studium. Jede vierte Person im erwerbsfähigen Alter hat heute einen akademischen Abschluss. Zuletzt haben vor allem die privaten Hochschulen vom Trend zum Studium profitiert.

Kernaussagen in Kürze:
  • Vom aktuellen Trend zum Studium profitieren insbesondere die privaten Hochschulen.
  • Im Jahr 2023 beschäftigten rund 22 Prozent der Unternehmen Personen mit privater Hochschulbildung – am häufigsten arbeiten sie in großen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern.
  • Knapp die Hälfte der Personalverantwortlichen sieht den starken Praxisbezug im Studium als besondere Stärke der privaten Hochschulen.
Zur detaillierten Fassung

Trotz des demografischen Wandels sind so viele Studenten wie nie zuvor an den Hochschulen und Universitäten in Deutschland eingeschrieben: Im Wintersemester 2023/2024 studierten hierzulande rund 2,9 Millionen Menschen.

Profiteure davon sind insbesondere die privaten Hochschulen. Zwar geben viele potenzielle Studenten noch immer an, dass deren Bildungsangebote zu teuer sind und/oder sie zu wenig über die privaten Einrichtungen wissen – dennoch erhöhten sich die Studentenzahlen in den vergangenen 20 Jahren an privaten Hochschulen besonders stark.

Seit dem Wintersemester 2003/2004 hat sich die Zahl der Privathochschüler fast verzehnfacht und liegt nun bei rund 380.000.

Während im Wintersemester 2003/2004 knapp 2 Prozent aller Studenten in Deutschland an privaten Hochschulen eingeschrieben waren, waren es im Wintersemester 2023/2024 bereits 13 Prozent.

Dieser Run auf die privaten Hochschulen spiegelt sich mittlerweile auch auf dem deutschen Arbeitsmarkt wider, wie eine IW-Befragung zeigt:

Im Jahr 2023 arbeiteten in knapp 22 Prozent der Unternehmen Personen, die eine private Hochschule besucht haben oder dies noch tun.

Grundsätzlich gilt: Je mehr Akademiker in einem Unternehmen beschäftigt sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dort Menschen mit privater Hochschulbildung arbeiten. Von jenen Unternehmen, deren Belegschaft sich zu mehr als 10 Prozent aus Akademikern zusammensetzt, beschäftigt knapp die Hälfte Absolventen oder Studenten von privaten Hochschulen – in der Regel handelt es sich dabei um mittlere Betriebe mit 50 bis 249 Mitarbeitern oder große Betriebe mit mehr als 250 Mitarbeitern.

Unabhängig vom Akademikeranteil hat rund jedes fünfte kleine Unternehmen mit bis zu 46 Mitarbeitern Privathochschüler in den eigenen Reihen, bei den mittleren Unternehmen trifft dies bereits auf gut 30 Prozent zu.

Noch eher trifft man diese Personen in großen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern (Grafik):

In rund 50 Prozent der großen Betriebe arbeiten Personen mit privater Hochschulbildung.

Auf die Frage, ob sie Personen beschäftigen, die an einer privaten Hochschule studiert haben oder noch studieren, antworteten so viel Prozent der ... wie folgt Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

Größere Unternehmen haben demnach häufiger Erfahrungen mit Privathochschulabsolventen gesammelt. Sie nutzen dadurch wahrscheinlich auch häufiger die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter an privaten Hochschulen berufsbegleitend weiterzubilden. Hierbei zeigt sich eine Stärke der privaten Hochschulen: Sie ermöglichen berufstätigen Personen einen Zugang zur akademischen Bildung.

Generell schätzt ein großer Teil der Unternehmen die Arbeit der privaten Hochschulen (Grafik):

Knapp die Hälfte der Unternehmen in Deutschland, die sich eine Bewertung privater Hochschulen zutrauen, sieht den Praxisbezug im Studium als besondere Stärke.

So viel Prozent der Unternehmen sehen eine besondere Stärke darin, dass private Hochschulen... Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

47 Prozent der Personalverantwortlichen bestätigen, dass Absolventen von privaten Hochschulen schnell in den Beruf einsteigen können, und 46 Prozent sehen, dass sie schnell und positiv auf sich verändernde Anforderungen im Beruf reagieren.

Bei Unternehmen, die bereits Erfahrungen mit privaten Hochschulabsolventen gesammelt haben, fällt das Urteil noch besser aus: Von ihnen bewerten sogar gut 57 Prozent den Praxisbezug als besondere Stärke.

Unternehmen im Unklaren

Doch anscheinend haben viele Unternehmen immer noch kein klares Bild von den Vorzügen privater Hochschulen und ihrer Absolventen. Bei vielen Aspekten wollte oder konnte ein bedeutender Teil der Personalverantwortlichen keine Auskunft geben.

Deutlich wird dennoch: Nur wenige sehen in der Forschung eine Stärke der privaten Hochschulen – dies ist ihrem durch Studienentgelte finanzierten Geschäftsmodell geschuldet. Im Vergleich mit ihren staatlichen Wettbewerbern liegen sie dafür in anderen Bereichen klar vorne – etwa in der praxisorientierten Ausbildung.

Aufgrund der sinkenden Zahlen in der klassischen Berufsausbildung und dem allgemeinen Fachkräftemangel wächst die Bedeutung der privaten Hochschulen in Deutschland zusehends. Für die Unternehmen sind sie eine gute Anlaufstelle, um qualifizierte neue Mitarbeiter zu finden oder die eigene Belegschaft gezielt weiterzubilden.

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