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Strategische Wirtschaftspolitik: China vor Deutschland

China und Russland stärken seit Jahren ihre wirtschaftlichen Beziehungen zu Ländern des Globalen Südens – auch aus geopolitischen Gründen. Für Deutschland und Europa ist es daher dringend an der Zeit, die eigene Außenwirtschaftspolitik anzupassen.

Kernaussagen in Kürze:
  • Geopolitik und Wirtschaft gehen immer öfter miteinander einher. Strategische Partnerschaften werden somit immer wichtiger.
  • China und Russland zielen dabei vor allem auf Schwellen- und Entwicklungsländer ab.
  • Deutschland und die EU müssen auf diese Strategie reagieren und ihrerseits stärker mit dem Globalen Süden kooperieren, um nicht an politischem Einfluss zu verlieren.
Zur detaillierten Fassung

Die Grenzen zwischen Geopolitik und Wirtschaft verschwimmen zunehmend. China versucht, seinen Einfluss in der Welt durch strategische Partnerschaften mit anderen Ländern zu erhöhen, und auch Russland verfolgt diese Taktik. Sie zielt im Speziellen auf die Länder des Globalen Südens ab – damit sind Schwellen- und Entwicklungsländer auf der Südhalbkugel gemeint.

Deutschland und die EU müssen auf diese Strategie reagieren, wenn sie nicht ins Hintertreffen geraten wollen. Interessant sind für Europa vor allem die Länder des Globalen Südens, die sich weder dem Westen noch China und Russland als Verbündete zuordnen lassen. Die Handelsdaten mit diesen 25 Staaten zeigen allerdings die Versäumnisse des Westens in letzter Zeit (Grafik):

Bis zum Jahr 2018 dominierten die USA und die EU den Handel mit den neutralen Staaten des Globalen Südens. Seit 2020 nimmt China diese Rolle ein.

So viel Prozent ihres gesamten Außenhandels wickelten die Staaten des Globalen Südens mit diesen Ländern ab Download: Grafik (JPG) herunterladen Grafik (EPS) herunterladen Tabelle (XLSX) herunterladen

China exportierte zuletzt vor allem mehr Mikrochips, Fahrzeuge und Stahl in den Globalen Süden. Zugleich erhöhte die Volksrepublik den Import verschiedener Rohstoffe von dort. Das passt auch zu Chinas Ziel, mehr Wertschöpfungsketten ins Inland zu verlagern.

Deutschland kann bei den Exporten in den Globalen Süden nicht mit China mithalten.

Deutschland verbucht währenddessen rückläufige Exporte – etwa bei chemischen Erzeugnissen – oder kann bei den Absatzsteigerungen nicht mit China mithalten. So exportierte China 2023 rund 130 Prozent mehr E-Autos in den Globalen Süden als im Vorjahr, Deutschland erreichte nur ein Plus von 82 Prozent.

Zwar entscheidet in Deutschland im Gegensatz zu China die Privatwirtschaft, wo sie im Ausland investiert. Allerdings sollte der Staat seine Außenwirtschaftspolitik ändern und den Rahmen für Handelsbeziehungen mit dem Globalen Süden verbessern. Es gilt, zeitnah Handelsabkommen zu schließen beziehungsweise dafür zu sorgen, dass dies auf EU-Ebene geschieht. Außerdem darf die Entwicklungshilfe nicht vernachlässigt werden, um auch auf diesem Weg im engen Kontakt mit den neutralen Ländern zu bleiben.

So kann die Wirtschaft Lieferketten und Rohstoffbezüge diversifizieren und der Staat erhält mehr politischen Einfluss in den Ländern der Südhalbkugel.

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